Die AMT – Streamliner Wagen  (Teil 1)

Nachdem die letzte, einigermaßen vernünftige Veröffentlichung zu diesen Wagen schon wieder vier Jahre zurückliegt :

http://alte-modellbahnen.xobor.de/t8607f14-Die-AMT-Streamliner-fuer-Fleischmann.html#msg69217

und sich in der Zwischenzeit einige neuere Erkenntnisse ergeben haben, dürfte es an der Zeit sein,  diesen Wagen wieder die gebührende Aufmerksamkeit zu widmen.

Die Abbildung aus dem Fleischmannkatalog für die USA von 1953 dürfte bekannt sein :

Die letzte Zeile „Zusätzliche Wagen sind bei allen (Modelleisenbahn)-Geschäften verfügbar“ deutet schon daraufhin, dass es mehr als die drei in der Zugpackung ausgelieferten Wagentypen gegeben hat.

Die endgültige Auslieferung der Zugpackung stimmt aber auch nicht mit der Abbildung überein. Statt des abgebildeten US-Tenders wurde der leicht amerikanisierte deutsche Tender geliefert.

Warum ? Relativ einfach zu beantworten ! In der Schachtel der Zugpackung wäre schlicht und einfach für den US-Tender kein Platz gewesen, der reichte nur für den deutschen Tender (so die eine Version).
Die andere Version : Es war kein passender US-Tender in 1953 lieferbar, den gab es erst ab 1954.

Die nächste Frage : Wie wurden die AMT – Wagen in der Packung ausgeliefert ? Als Fertigmodelle oder als Bausatzwagen (Kit) ? Vom Platz her wäre beides möglich gewesen :

Gleich zur nächsten Frage : Wieviele verschiedene AMT – Wagen gibt es ? Eine erste Antwort darauf liefert der Verkaufskatalog der Fa. POLK’S von 1953 :

Danach gab es 1953 noch sechs verschiedene lieferbare Bausätze. Fertigmodelle kosteten übrigens 1$ Aufpreis. Die Nummern H-001 und H-004 waren demnach nicht mehr lieferbar.

Woraus die Bausätze bestanden, zeigt eine Bauanleitung, die so in jedem Bausatz mitgeliefert wurde :

Die „Kleinteile“ wurden in einer braunen Papiertüte mitgeliefert :


Der Inhalt ist etwas unvollständig …

In dieser Tüte befanden sich übrigens die Kupplungshalter mit den eingesetzten Fleischmannkupplungen, was darauf hin deuten könnte, dass die Zugpackungen mit Bausätzen ausgeliefert wurden ?

Nun zu den verschiedenen Wagentypen :

H-001 und H-004 sind noch ungeklärt, in der Bauanleitung wird ein Mail Express car erwähnt, der im Katalog von Polk’s nicht mehr genannt ist. Es könnte sich um eine der beiden fehlenden Typen handeln.

H-002  Bedroom – Roomette Pullman, also ein „Schlafwagen mit Einzelkabinen“. Dieser Wagen gehörte nicht zum Standardinhalt der Zugpackung :

H-003 Dining Car, also der „Speisewagen“. Dieser Wagen gehörte nicht zum Standardinhalt der Zugpackung :

H-005 Observation Car, also der „Schlusswagen“. Dieser Wagen gehörte zum Standardinhalt der Zugpackung :

H-006 Day Coach, also „Schnellzugwagen“. Dieser Wagen gehörte zum Standardinhalt der Zugpackung :

,

H-007 Combination Car, also „Schnellzugwagen mit Gepäckabteil“. Dieser Wagen gehörte nicht zum Standardinhalt der Zugpackung :

H-008 Baggage Car, also der „Gepäckwagen“. Dieser Wagen gehörte zum Standardinhalt der Zugpackung :

Ende 1. Teil

Die AMT – Streamliner Wagen (Teil 2)

Betrachtet man sich die Bauanleitung mal genauer, dann fällt auf, dass keinerlei Abbildung der Kupplungshalter o. ä.  zu sehen sind. Es wurden aber natürlich welche mitgeliefert ( siehe Teil 1).

Mir persönlich sind mindestens fünf verschiedene bekannt, von vieren kann ich Bilder zeigen .

Der fünfte ist ohne jede Kupplung, kürzer und offensichtlich für andere Kupplungen zum Aufbringen vorgesehen.

Weiter wird in der Bauanleitung unter Punkt 7. erwähnt, dass : „Name Plates (No. 11 and 12) can be added with a metalic cement“.

Also Beschriftungen (Bahngesellschaften – lang Nr. 11) und Wagennummern ( kurz Nr. 12) konnten mit Metallkleber auf die Wagenkästen angebracht werden.

Davon gibt es etliche, z.B. Southern Pacific, Santa Fe oder Baltimore and Ohio :

Die Qualität der Bausätze war „durchwachsen“, es gab im Lauf der Jahre auch bei AMT die bekannten Probleme mit dem Zinkfraß oder Gusspest oder wie auch immer.

Auf jeden Fall erwischt es die Drehgestelle zuerst und am schlimmsten :

Die Stirnseiten sind auch aus Guss, aber wesentlich solider, hier kommt es lediglich zu Materialverfärbungen, genauso an den Wagenböden.

Grundsätzlich waren in jedem Wagen 2 Birnchen einzusetzen, die bei richtiger Montage der Radsätze in den Drehgestellen auch gebrannt haben. Sollten die nicht mehr funktionieren, kann die Fehlersuche in richtige Arbeit ausarten …

Birnchen kaputt ? Kontakt zum Drehgestell ? Räder in den Drehgestellen richtig eingesetzt ? Leiten die Räder noch den Strom ?

Nur mal so als Beispiele …

Vom Erfolg (?) der AMT Wagen wollten auch andere Hersteller profitieren, von zweien kann ich Wagen zeigen, bei denen Fleischmann Kupplungen verwendet wurden, die Hersteller sind mir nicht bekannt.

Zum Schluss noch: wäre ich Vitrinensammler, würde ich den AMT – Zug so hinstellen :

amtzug1

Und beim Schlusswagen die hintere Kupplung weglassen !

Autor: Michael R. Barnickel